Nüßle schreibt mit 6-Reds-Snooker-EM-Titel in Portugal Sportgeschichte
19.10.2024. Florian Nüßle hat bei der 6-Reds-Snooker-Europameisterschaft der European Billiards & Snooker Association (EBSA) in Albufeira, Portugal, den nächsten Höhepunkt in seiner Sportkarriere erreicht. Der in Salzburg lebende Steirer setzte sich gestern im Finale gegen den Engländer Stuart Watson nach zwischenzeitlichem 1:3 Rückstand noch mit 5:3 durch und holte als erster Österreicher einen Snooker-Europameistertitel.
Nüßle gewann in der Allgemeinen Klasse bereits 2022 in Shëngjin, Albanien, und in diesem Jahr in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo in der klassischen, mit 15 roten Kugeln gespielten Variante, EM-Bronze. Im auf 6 Rote verkürzten Format gelang nun der große Coup.
Der 22-Jährige agierte bereits am Mittwoch in seinen Vorrunden-Gruppenspielen sehr souverän und gab gegen den Letten Māris Volajs (4:1), gegen den späteren Final-Gegner Stuart Watson (4:2) und gegen den Bulgaren Maksim Kostov (4:0) nur drei Frames ab. Am Donnerstag setzte Österreichs Nummer 1 in der K.-o.-Phase den Erfolgslauf mit einem 4:1 Sieg gegen den Iren Gregory Cooke weiter fort und hielt anschließend im Match um den Einzug ins Viertelfinale den Engländer Gary Milne mit einem starken Finish knapp mit 4:3 auf Distanz.
Nüßle zündet Turbo am Finaltag
In der Runde der letzten Acht hielt sich Nüßle gestern Vormittag nicht lange mit 6-Reds-Ex-Europameister Andres Petrov auf und ließ dem favorisierten Esten in einer nicht einmal einstündigen Gala bei seinem 4:0 Sieg nur wenig Tischzeit. Auch im anschließenden Semifinale gegen den Ukrainer Julian Boiko gab der gebürtige Grazer keinen Frame ab und stürmte mit seinem zweiten 4:0 Erfolg in Serie ins Endspiel. Dort fand Nüßle jedoch deutlich mehr Widerstand vor und sah sich nach den ersten vier Frames bereits mit 1:3 im Rückstand.
„Im 6-Reds ist es mehr als im klassischen Snooker so, dass wenn man seine erste Chance nicht konsequent nutzt, der Frame meistens weg ist, weil man nicht mit 15 sondern nur mit 6 Roten quasi in einer viel entscheidenderen Phase in jeden Frame einsteigt. Da müssen das Safety-Spiel und die Long-Pots gut kommen. Den ersten Frame im Finale hätte ich eben ausschießen können. Das ist das Einzige, was ich mir da vorwerfen kann. Er hat in der Anfangsphase sehr gut gespielt und keine Fehler gemacht. Da habe ich nach der Achtelfinal-Partie gegen Gary Milne das zweite Mal im Turnier wirklich Druck von meinem Gegner gespürt und bin damit aber sehr gut umgegangen“ erklärte Nüßle, der ab dem fünften Durchgang den Spieß umdrehte und sich die folgenden vier Frames zum Titelgewinn sicherte.
„Unglaublich, mein erster Europameistertitel. Ich habe bereits lange das Gefühl gehabt, dass so ein Erfolg kommt und ich freue mich riesig, jetzt diese Trophäe in den Händen zu halten. Im möchte mich an dieser Stelle bei meiner Familie und bei meinen Freunden bedanken, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Mein Dank geht auch an meinen langjährigen Trainer PJ Nolan, der mir sehr geholfen hat als ich begonnen habe und natürlich auch an den Österreichischen Snooker- und Billiards-Verband (Anm. ÖSBV), der auch ab Tag 1 mit dabei war und mich seit damals unterstützt“, sagte Nüßle.
„Dieser Europameistertitel von Florian Nüßle stellt einen wahren Feiertag für den österreichischen Snookersport dar. Der erste europäische Titel ist natürlich etwas ganz Besonderes, und auch für den Verband dahinter ist das eine tolle Bestätigung und Motivation, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, wenngleich der unermüdliche Fleiß und die große Disziplin, mit der Florian Nüßle seit Jahren für Tage wie diesen arbeitet, ohne Zweifel den Hauptanteil dieses speziellen Erfolgs darstellen. Deshalb habe ich vor dieser Leistung allergrößten Respekt“.
„Bereits im Zuge der Nominierung für die Europameisterschaften war mir klar, dass wir mit Florian Nüßle einen Mitfavoriten auf den Titel ins Rennen schicken. Dass Florian dies in so eindrucksvoller Art und Weise nun bestätigt, ist natürlich für alle Beteiligten großartig und zeigt, dass ihm mittlerweile jederzeit ein derartiger Erfolg auf internationaler Bühne zuzutrauen ist“ erklärte ÖSBV Sportdirektor Patrick Stegmeier.
Ich verfolge und begleite Florian Nüßles Weg von Beginn an, habe miterlebt, wie er sich von den Jugendklassen angefangen bis an die Spitze der Österreichischen Snooker-Rangliste gespielt hat und gebe gerne zu, dass ich neben meiner unterstützenden Rolle im Verband auch seit Jahren ein mitfiebernder, großer Fan des mittlerweile 7-fachen Staatsmeisters, Amateurweltmeisters und nun auch Europameisters bin. Dieser Erfolg macht mich und ganz Snooker-Österreich sehr stolz, aber vor allem freue ich mich natürlich unbeschreiblich für Florian selbst, dass die Investition jahrelanger harter und akribischer Arbeit nun den verdienten Lohn bringt“ sagte ÖSBV Präsident Christian Fock.
Auch Österreichs zweiter EM-Starter, Paul Schopf, für den das Aus bereits nach der Vorrundengruppenphase kam, war von der Performance seines Nationalteamkollegen begeistert. „Florian hat im Finale nach seinem 1:3 Rückstand fehlerfrei gespielt. Das hat mir sogar sein international sehr erfahrener Gegner bestätigt. Er hat seine Chancen extrem gut genützt, die er sich durch gute Safeties erarbeitet hat. Im Viertelfinale und Semifinale hat er auch gegen sehr schnelle Spieler bewiesen, dass er auch selbst innerhalb kürzester Zeit mit einer Chance für die Entscheidung sorgen kann. Das war wirklich extrem souverän und auch sehr kontrolliert“ sagte Schopf, der mit Nüßle in der am Sonntag startenden und bis Mittwoch ausge-tragenen Team-Konkurrenz am Start sein wird.
Der Welser hatte sich im 6-Reds-Bewerb zum Auftakt trotz einer 3:0 Führung dem Iren Sean King noch mit 3:4 geschlagen geben müssen. Gegen den Niederländer John van Gorp gelang dann aber ein 4:3 Erfolg. Im letzten Gruppenspiel gegen den Engländer Craig Steadman war für den Oberösterreicher jedoch nicht mehr viel zu holen. Schopf geriet gegen den Ex-Profi schnell mit 0:3 in Rückstand, bäumte sich mit einem Frame-Gewinn noch einmal auf, musste am Ende aber die Klasse des Briten zur Kenntnis nehmen und unterlag mit 1:4. Der dritte Vorrundengruppenplatz reichte mit 8 gewonnenen und 11 verlorenen Frames für Schopf nicht mehr für den Aufstieg in die K.-o.-Endrunde.
6-Reds-EM erst seit 2016
Die EBSA 6-Reds-Snooker-Europameisterschaft wurde erst zum achten Mal ausgetragen. Die Premiere fand im Jahr 2016 in der Hauptstadt Litauens, Vilnius, statt. Im Vorjahr war Albena an der bulgarischen Schwarzmeerküste der Schauplatz. Der Engländer Wayne Browne holte den Titel, unterlag jedoch heuer in Albufeira im Achtelfinale dem späteren Nüßle-Gegner Andres Petrov mit 3:4.
Detail-Ergebnisse:
Gruppenspiele Florian Nüßle: http://esnooker.pl/turnieje/2024/me6r/en/show_group_details.php?id_t=467&group=17
Gruppenspiele Paul Schopf: http://esnooker.pl/turnieje/2024/me6r/en/show_group_details.php?id_t=467&group=11
K.-o.-Phase: http://esnooker.pl/turnieje/2024/me6r/en/show_drabinka.php?id_t=467&size=48
Weitere Informationen:
EBSA 6-Reds-Snooker-EM, Albufeira: http://esnooker.pl/turnieje/2024/me6r/en/index.php
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/EBSA-6-Red-Snooker-Europameisterschaft
Livestream/Videos: https://www.youtube.com/playlist?list=PLQ5FS50ETk-1xMn0On5KOapXqfDck7dED
European Billiards & Snooker Association: https://www.ebsa.tv/
Österreichischer Snooker- und Billiardsverband: https://www.austriansnooker.at/